FRG | Corona gehört längst noch nicht zur Vergangenheit, sondern beeinflusst unser tägliches Leben. Der Vorstand des Kreis-Caritasverbandes (KCV) Freyung-Grafenau e. V. wollte daher in seiner diesjährigen Klausurtagung von seiner verbandlichen Leitungsebene wissen, wie es in den Fachgebieten, Diensten und Projekten beim Kreis-Caritas in der Beratung und Betreuung aussieht. In diesem Jahr wurde im Seminarhaus des oberösterreichischen Stifts Aigen-Schlägl getagt. "Dabei war es uns gerade in diesem Jahr wichtig, dass wir viel Zeit und inhaltlichen Raum zum gegenseitigen Austausch ermöglichen. Zeit auch einmal über Persönliches zu sprechen", stellte Alexandra Aulinger-Lorenz (Hauptberuflicher Vorstand) fest. "Corona bedeutete in der einen Einrichtung das Anpassen der Angebote an die aktuellen Pandemie-Richtlinien, bei der anderen durften unsere Mitarbeiter während des 1. Lockdowns nicht einmal mehr ihrem Auftrag nachkommen."
In wechselnden Runden setze sich das Management mit den inhaltlichen, strukturellen und digitalen
Anforderungen auseinander. Diese gilt es nun in die tägliche soziale Arbeit auch für die Zukunft einzubinden. Zusammenfassend wurde aus allen Caritasfeldern die häufig als wenig transparent empfundene Kommunikation der staatlichen Stellen angeführt. "Am Freitag wurden Maßnahmen beschlossen, die dann am Montag schon bei uns umgesetzt sein mussten", kritisierte Daniel Pauli von der Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT) am Caritaszentrum für geistige Entwicklung. Auch Rektor Ansver Sobtzick von der Caritasschule schloss sich dieser Meinung an: "Jetzt gilt es, meine Kolleginnen und Kollegen erst einmal ‚aufzufangen‘, ihnen Mut zu geben. Diese vielen Monate der Unsicherheit haben bei jedem von uns auch persönlich tiefe ‚Narben‘ hinterlassen. Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn ich endlich wieder mehr pädagogisch arbeiten kann. Und mich dafür weniger um die Hygienevorschriften beim Bustransport kümmern muss!" Was sich deutlich in den 20 Monaten Corona herauskristallisierte: Die Caritas hat ein gutes und engmaschiges Netzwerk. "Plötzlich hieß es bei uns in der stationären Kinder- und Jugendhilfe: ‚Es ist ab sofort keine Schule mehr‘! Für uns bedeutete das folglich, die Rundum-Betreuung unserer Schutzbefohlenen - 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Dafür waren wir aber von der Personaldecke gar nicht aufgestellt", schilderte Wolfgang Gaßler seine beruflichen Eindrücke. "Aufgrund der großen kollegialen Solidarität von Schule, Tagesstätte und Frühförderung konnten wir den Mangel an Fachpersonal auffangen!"
3-G und soziale Hilfen
Aber wie geht es in Zeiten von 3-G-Regelung nun in der sozialen Arbeit weiter? "Was ist mit Klienten, die sich nicht impfen lassen wollen? Wie können wir da unseren Auftrag als Caritas zukünftig ausführen?", fragte Eva Eder-Hackl von der Flexiblen Jugendhilfe. "Kann ich meine Mitarbeiter da einfach so hinbeordern?" Die "Flexis" sind ein Caritasdienst, der belastete Familiensysteme aufsucht und bei der Bewältigung des familiären Alltags hilft. "Mit dieser Fragestellung sind wir gerade als kirchlicher Wohlfahrtsverband entsprechend gefordert", gab Margarethe Aigner von der Fachberatung "Gemeindecaritas" zu bedenken. "Wie hätte sich der ‚barmherzige Samariter‘ aus der Bibel in Zeiten von Corona wohl verhalten?"
Eines der Fachgebiete, das in der Pandemie eine große Verschiebung in den Einsätzen erfahren hatte, ist die "Interdisziplinäre Frühförderstelle" der Caritas "Machten wir vor 2020 noch hauptsächlich unsere Betreuungen in den Kindergärten der Region, so werden wir - besonders seit der 2. und 3. Welle - zunehmend von den Familien für Hausbesuche nachgefragt", freute sich Danja Duckstein. Aber das ist nicht nur Grund zur Freude: Für eines der größten Einrichtungsteams im Caritasverband FRG bedeutet die Pandemie aber auch, dass sich die Mitarbeiter fast 20 Monate nicht mehr in Präsenz zur Fallbesprechung sehen konnten. "Mit den vielen Aufgaben, die nicht nur seit dieser Zeit für uns maßgeblich sind und auch die, die noch geplant sind, gilt es jetzt, entsprechende Strukturen in unserem Fachgebiet an den Start zu bringen!", schlussfolgerte Dr. Kristina Saumweber.
Digitaler "Boost"
Wie überall hat sich die Corona Zeit aber auch positiv bei den meisten Abläufen im administrativen Teil der Arbeit ausgewirkt. Vieles, was vorher als nicht durchführbar gegolten hatte, war dann eben doch möglich. Mehrheitlich wurde die zunehmende Digitalisierung im Verband als bereits "gesetzt" erachtet. Allerdings würden mehrheitlich hybride Arbeitsformen gewünscht. Denn: "Das persönliche Miteinander bleibt bei uns entscheidend. Wir können nicht aus der ‚Ferne‘ die Problemfelder der Klienten beurteilen. Es braucht die Nähe, das Miteinander, um professionell handeln zu können!", schlussfolgerte Barbara Wolf, Chefin des Zentrums für Arbeit und Beschäftigung (ZAB). Damit auch nicht verwunderlich, dass die Klausur der Caritas Fachgebietsleitungen 2021 mit 25 Teilnehmern zu den stärksten Klausurtagungen seit 2005 zählte. Das Vorstandsresümee: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber auch die Klienten sind gut durch diese Monate gekommen. Mit einer Impf- und Genesenen-Quote von rund 88 Prozent bei den Arbeitskräften müsse man die nähere Zukunft also nicht fürchten.
Um der Leitungsebene im Kreiscaritas auch das rechtliche Rüstzeug für die digitale Welt an die Hand zu geben, stellte sich der neue Datenschutzbeauftragte im Kreis-Caritasverband Freyung-Grafenau e. V., Tobias Zimmermann (s. Bild), bei der Klausur vor. Er löst in dieser Funktion Rudi Bauer ab.
Neben den inhaltlichen, strukturellen und digitalen Exit-Strategien aus der Pandemie wurde die "Rekrutierung und Bindung von Fachkräften" als Schwerpunkt in der Verbandskommunikation den Fachgebietsleitungen vorgestellt.
Bildunterschrift:
Bild 1 und Teaserbild: An der Klausur 2021 des Kreis-Caritasverband Freyung-Grafenau e. V. nahmen 25 Teilnehmer der Leitungsebene teil.
Bild 2 Tobias Zimmermann stellte sich dem KCV-Verbandsmanagement vor.