FRG | Grafenau. Einer der eingängigsten Filmszenen bei "Honig im Kopf" ist, als der Arzt der kleinen Tilda erklärt, was mit Ihrem Opa los sei: "Du musst dir vorstellen, sein Kopf ist ein Regal und dort fallen immer wieder die Bücher um. Manchmal lassen sie sich wieder aufstellen und manchmal fallen sie ganz aus dem Regal." Vor fünf Jahren ging damit eine erfolgreiche deutsche Kino-Produktion an den Start - mit einem absoluten Tabuthema: Demenz. "Ich denke, die Macher dieser Ausstellung hatten vermutlich genau diese Schlüsselszene im Kopf", begrüßte der Geschäftsführende Caritasvorstand Josef Bauer die Gäste zum Auftakt der Demenzausstellung in den Räumen der Sozialstation Grafenau. "Wir sind die einzigen in Ostbayern die bisher die Wander-Ausstellung zeigen können".
Mit "Was geht. Was bleibt. Leben mit Demenz" will das Bayerische Staatministerium für Gesundheit und Pflege auf die Situation der Erkrankten und ihrer Angehörigen aufmerksam machen und sie damit in die Mitte unserer Gesellschaft holen, so die Pressemitteilung der Bayer. Staatsministerin Melanie Huml. Der Caritasverband FRG hat für April die Ausstellung jetzt in den Landkreis geholt. Es geht um Sensibilisierung aber auch um konkrete Hilfs- und Informationsangebote für Betroffene. "Nachdem 70% aller Pflegebedürftiger zu Hause versorgt werden, werden ambulante Dienste mehr denn je nötig. Wir haben hier im Haus eine Sozialstation, die Angehörige in pflegerischen und hauswirtschaftlichen Leistungen unterstützt. Außerdem bietet eine Betreuungsgruppe, von 8 - 17 Uhr täglich eine Strukturierung im Tagesablauf der Senioren. Zusätzlich vermitteln wir engagierte Ehrenamtliche, die beim Erkrankten zu Hause, die Familie bei der Versorgung unterstützen.", so Claudia Geiß von der Caritas Senioren Tagesbetreuung (SENTA) in Grafenau. Mit bereits 240.000 Erkrankten - Tendenz steigend - will die Präsentation Unterstützung bieten und Ehrenamtliche zum Engagement auffordern. "Wir wissen, was wir an Euch haben und was ihr leistet", bedankte sich die stellv. Landrätin Renate Cerny bei den Pflege- & Betreuungsfachkräften. "Sicher - es ist ein Schicksalsschlag, aber in Hinblick auf die Zunahme der Zahlen in nächster Zukunft, sollten wir auch erkennen: ‚das ist das Alter, das ist normal‘. Und aus eigener persönlicher Erfahrung weiß ich, dass es auch ein Geschenk sein kann mit Demenzerkrankten zu Beten oder Feste zu feiern. Dann kann es schon mal vorkomme, dass ‚Lustig ist das Zigeunerleben" zu Heilig Abend angestimmt wird." Viele unterschiedliche Symptome zeigen die Betroffenen. Die Ursachen für die Demenz sind dabei ebenso vielfältig: mal ist es ein Autounfall, mal ist es die Disposition in der Familie. "Die Sache mit dem Kopf ist uns eine Herzensangelegenheit: Ein großes Kopfregal ist der Mittelpunkt der Ausstellung zum Thema Demenz. Ein Kopf, weil dort die Ursache für die Erkrankung sitzt. Ein Kopf ist aber auch das Symbol dafür, dass sich in unseren Köpfen etwas ändern muss", forderte Rosi Knab als Leiterin der Fachstelle für pflegende Angehörige im Landkreis, "und wir diesen Bewusstseinswandel weiter vorantreiben müssen: Um der Herausforderung Demenz‘ besser begegnen zu können!" Mit dem Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit in Gedächtnis, aber auch Wortfindung, räumlicher und zeitlicher Orientierung oder im Urteilsvermögen zeigt die Krankheit ihr Gesicht. Alzheimer ist dabei die häufigste Form. Diese Demenz wird in drei Stadien eingeteilt - leicht-, mittel und schwergradig. Bei einer leichten Alzheimer - Demenz ist hauptsächlich das Kurzzeitgedächtnis betroffen. Darüber hinaus gibt es auch noch die Vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen Demenz und die Fronotemporale Demenz. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung wird die selbstständige Lebensgestaltung sich immer schwieriger gestalten. Auch die Kommunikation mit Betroffenen wird zunehmend schwerer: In "leichter Sprache" - also in einfachen Sätzen beruhigend und anerkennend sprechen - kann helfen. Dabei sollten die Worte durch Mimik und Gesten unterstützend eingesetzt werden. Wichtig Geduld und Verständnis sowie ein behutsamer Umgang mit den einhergehenden Verhalten .
Öffnungszeiten Mo.-Do. 9:00 - 16:00 Uhr, Fr. 9:00 bis 12:00 Uhr. Infos: Caritas Sozialstation Grafenau, Tel. 08552 40888 0.
Teaserbild und Foto unten: (v.li.) Aufsichtsratsvorsitzende Irene Hilz, Geschäftsführender Vorstand Josef Bauer, Hauptberuflicher Vorstand Alexandra Aulinger-Lorenz, stellv. Landrätin Renate Cerny, stellv. Bürgermeister der Stadt Grafenau Andreas Eibl, Seniorenbeauftragte im Landkreis Anna Mitterdorfer.
Foto oben: Hielten einen kurzen Fachvortrag zum Auftakt der Ausstellung: Rosi Knab (li., Ltg. Fachstelle für pflegende Angehörige) und Claudia Geiß (Ltg. der Caritas Senioren Tagesbetreuung SENTA Grafenau).