FRG | "Wir verfolgen seit Jahren den Weg, neue wissenschaftliche Erkenntnisse in unsere Arbeit einzubinden." begrüßte Josef Bauer, geschäftsführender Vorstand die Fachöffentlichkeit des jüngsten Qualitätszirkels "Zielorientierte Diagnostik" in der Caritasschule St. Elisabeth.
Aktuelles Thema: Digitalisierung "Dies beinhaltet auch, die eigenen ‚Wohlfühlzonen‘ zu verlassen und unseren täglichen Umgang mit Kindern, Jugendlichen und Eltern neu zu überdenken!" Rund 10 Prozent der Kita-Kinder haben heute einen Bedarf an Frühförderung, das heißt: sie haben Förderbedarf bei Tätigkeiten wie das Halten von Stiften oder den verletzungsfreien Einsatz von Messern. "All dies der Digitalisierung und dem Medienkonsum zuzuschreiben, wäre sicher vermessen, aber Auswirkungen dessen sind sicher zu beobachten!", so Bauer. Woher diese Entwicklung resultiert, versuchte der Fachvortrag von Prof Dr. Matthias Keller zu erläutern: die positive Beeinflussung bei Reifungsprozessen, den Einfluss von Digitalisierung und Medienkonsum auf das Lernverhalten und die entsprechenden Erkenntnisse der Hirnforschung.
Prof. Dr. Keller näherte sich der Thematik neben dem Verweis auf den aktuellen wissenschaftlichen Stand, mittels eingängiger Metaphern. Was braucht es, damit unsere Kinder den Herausforderungen der Zukunft begegnen können? Am besten sei es sich die Hirnentwicklung der Kinder wie einen Hausbau vorzustellen: Die Fertigkeiten und Funktionalitäten laufen erst dann reibungslos, wenn die entsprechende Verkabelung erfolgt sei. "Was wir später im Leben können, hängt davon ab, was wir vorher ausprobiert haben." Bekanntlich wachse das Gras auch nicht schneller, wenn man daran zöge! "Eltern-Sein" sei schließlich kein akademischer Beruf, man solle sich einfach auf den gesunden Menschenverstand verlassen. Die Kinder auch einmal sich langweilen lassen, nichts fördere die Kreativität mehr. "Erleben und Entdecken mit allen Sinnen, in der Peergroup, zusammen mit den Eltern, fördert das Lernen", so Marie-Luise Kümmerl.
Bei der Altersgruppe der Kindergartenkinder empfiehlt der Mediziner daher maximal eine halbe Stunde an den mobilen Endgeräten. Digitalisierung könne zur Wissensvermittlung beitragen, müsse aber altersgerecht erfolgen. Von Anfang an sollen klare Regeln und feste Tageszeiten eingehalten, Laptop oder Tablet nicht zur Ablenkung oder zum "Ruhigstellen" der Kinder eingesetzt werden und die Eltern aufmerksam am Medienkonsum der Kinder partizipieren. "Während Medikamente eine störungsfreie Testphase von 20 Jahren bedürfen bevor sie an den Markt gehen", mahnte der Mediziner, "wird den Kindern bereits in der Kita ein Tablet vorgesetzt. Ohne Studien, die einen positiven Effekte auf die frühkindliche Entwicklung belegen könnten!"
Organisiert werden die regelmäßigen Veranstaltungen des Qualitätszirkels von Dr. med. Peter Seidl (Leitung, FA für Kinderheilkunde und Jugendmedizin) und Marie-Luise Kümmerl, Psychologische Psychotherapeutin (Caritas Interdisziplinäre Frühförderstelle und Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung FRG). Die Veranstaltungen richten sich an ein Netzwerk pädagogischer und therapeutischer Experten aus Schulen, Kitas, dem Gesundheitswesen und anderen beratenden Diensten.
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Infos: 08551 585 40.
Foto © Caritas FRG | cmg
(v.li.) Dr. med. Peter Seidl (FA für Kinderheilkunde und Jugendmedizin), Marie Luise Kümmerl (Psychologische Psychotherapeutin Interdisziplinäre Frühförderstelle, Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung im Caritasverband FRG), Prof. Dr. med. Matthias Keller (Ärztlicher Direktor der Kinderklinik Dritter Orden, Passau), Dr. Kristina Saumweber (Fachgebietsleitung Interdisziplinäre Frühförderstelle Caritas FRG) und Josef Bauer (Geschäftsführender Vorstand Caritas FRG).